Termin buchen

Politische Entscheidungen und globale wirtschaftliche Trends – Welche Auswirkungen haben sie auf den Immobilienmarkt?

Die Auswirkungen politischer Entscheidungen und globaler wirtschaftlicher Trends auf den Immobilienmarkt sind ein bedeutendes Thema. Immobilienexperten stehen vor zahlreichen Herausforderungen, die durch Zinsbewegungen, steigende Inflation und das schwache europäische Wirtschaftswachstum verstärkt werden. Gleichzeitig bieten sich jedoch auch Chancen im Immobiliensektor, die aktuelle Bewertungen von Immobilien nicht vollständig widerspiegeln. In diesem Blogartikel werden wir uns genauer mit diesen Themen auseinandersetzen und deren Auswirkungen auf den Immobilienmarkt analysieren.

Geopolitische Ereignisse und wirtschaftliche Faktoren belasten den europäischen Immobilienmarkt

Die Immobilienpreise in Europa sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und haben dabei eine deutliche Diskrepanz zum Einkommen der Menschen aufgezeigt. Dies hat dazu geführt, dass es für immer mehr Menschen schwierig wird, sich Wohneigentum leisten zu können. Die Erschwinglichkeit stellt eine bedeutende Schwierigkeit dar und wird durch die niedrigen Investitionsvolumina in Neubauprojekte weiter verschärft. Neben dieser prekären Lage belasten auch geopolitische Ereignisse sowie wirtschaftliche Faktoren den europäischen Immobilienmarkt zusätzlich. Der Krieg in der Ukraine, die europäische Energiekrise und die weltweite Inflation wirken sich negativ auf das Vertrauen der Akteur:innen aus und beeinträchtigen somit weiterhin die Stabilität des Marktes. Besonders besorgniserregend ist zudem der Anstieg der Energiekosten sowie der Zinsen, welche sowohl potentielle Käufer:innen als auch Verkäufer:innen verunsichern. Die steigenden Kosten machen es schwerer für Interessierte, ihre Kaufentscheidungen zu treffen und führen gleichzeitig bei Verkaufswilligen zu Unsicherheit bezüglich möglicher Gewinne oder Risiken. Diese Entwicklung wurde nun erneut von PwC (PricewaterhouseCoopers) und dem Urban Land Institute (ULI) in ihrer Studie “Emerging Trends in Real Estate 2024” bestätigt. Bereits zum 21. Mal wurden über 1.000 Immobilienfachleute befragt, um eine fundierte Bewertung der aktuellen Lage im europäischen Immobiliensektor zu erhalten.

Herausforderungen und Sorgen der Immobilienexperten: Zinsbewegungen, steigende Inflation und schwaches europäisches Wirtschaftswachstum

Die Umfrage unter Immobilienexpertinnen und -experten offenbarte nicht nur die bestehenden Herausforderungen der Branche, sondern auch ihre Sorgen bezüglich einiger wichtiger Faktoren. 86 % äußerten Bedenken hinsichtlich möglicher Zinsbewegungen. Diese Unsicherheit gründet auf der Tatsache, dass Schwankungen in den Zinssätzen erhebliche Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben. Ein Anstieg der Zinsen könnte beispielsweise zu höheren Finanzierungskosten führen und somit potentielle Käufer abschrecken. 

Darüber hinaus zeigten etwa 83 % der Befragten Besorgnis über die steigende Inflation. Eine erhöhte Inflationsrate kann dazu führen, dass Preise für Baumaterialien und Dienstleistungen steigen. Dies wiederum kann sich negativ auf Baukosten und Investitionsvorhaben auswirken. 

Auch das europäische Wirtschaftswachstum bereitet vielen Expertinnen und Experten Kopfzerbrechen (76 %). Die wirtschaftliche Entwicklung Europas hat einen direkten Einfluss auf den Immobilienmarkt, da sie eine Grundlage für Nachfrage nach Wohn- oder Gewerbeimmobilien bildet. Bei einem schwachen Wirtschaftswachstum könnten z.B. Investitionsmöglichkeiten begrenzt sein. 

Neben diesen makroökonomischen Aspekten sind jedoch auch interne Themen von großer Relevanz für die immobilienwirtschaftlichen Fachkräfte geworden: Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften sowie die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf das Personalmanagement sind zu wachsenden Bedenken geworden. Der Fachkräftemangel stellt eine große Herausforderung dar, da qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Erfolg eines Unternehmens unerlässlich sind. Gleichzeitig wirft die zunehmende Nutzung von KI im Immobiliensektor Fragen bezüglich der Zukunft des Arbeitsmarktes und der Rolle menschlicher Expertise auf. 

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen auch, dass neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, innovative digitale Lösungen und die allgemeine Digitalisierung als Top-Trends und eine Lösung für die Zukunft der Immobilienwirtschaft angesehen werden. Diese Entwicklungen haben das Potenzial, Prozesse effizienter zu gestalten, Kosten zu senken und neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen.

London und Paris führen das Ranking der attraktivsten Städte für Immobilieninvestitionen in Europa an

In Zeiten großer Unsicherheit sind Immobilieninvestoren naturgemäß äußerst vorsichtig bei der Entscheidung, wie und wo sie ihr Kapital in Europa einsetzen. Angesichts dieser Situation konzentrieren sich viele Investoren auf Städte, die auch in riskanteren Zeiten eine hohe Liquidität bieten können. Daher überrascht es nicht, dass London den ersten Platz (1) und Paris den zweiten Platz (2) im diesjährigen Städteranking des Berichts belegen. London und Paris haben zusammen etwa 15 % des gesamten Immobilientransaktionsvolumens in Europa für die ersten neun Monate des Jahres 2023 verzeichnet. Dies verdeutlicht ihre Bedeutung als attraktive Ziele für internationale Investitionen. Doch auch andere Städte zeigen einen starken Anstieg ihrer Positionierung im Ranking aufgrund ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und damit verbundenem hohen Maß an Liquidität. Madrid erreichte den dritten Platz erreicht, gefolgt von Berlin auf dem vierten Rang. Deutsche Städte wie München (7), Frankfurt (9) und Hamburg (11) sind im Vergleich zur letzten Umfrage abgerutscht. Obwohl sie immer noch relativ gut platziert sind, haben diese deutschen Metropolen ihre Attraktivität hinsichtlich Investitions- und Entwicklungsaussichten eingebüßt. Diese Entwicklungen verdeutlichen die aktuelle Lage für Immobilieninvestoren in Europa. Während London und Paris weiterhin an der Spitze stehen, gibt es auch andere Städte wie Madrid, Mailand und Lissabon, die immer mehr Aufmerksamkeit als attraktive Investitionsziele auf sich ziehen. Gleichzeitig sollten deutsche Städte ihre Positionierung überdenken, um wieder verstärkt internationale Investitionen anzuziehen.

ESG-Merkmale werden einen zunehmenden Einfluss auf die Vermögensbewertungen haben

Laut der Studie sind 80 % der Befragten davon überzeugt, dass Umwelt-, Sozial- und Governance (ESG)-Merkmale in den nächsten 12 bis 18 Monaten erhebliche Auswirkungen auf die Vermögensbewertungen haben werden. Diese Einschätzung deutet darauf hin, dass der Immobilienmarkt immer nachhaltiger wird. Doch nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig dürften ESG-Themen die größten Auswirkungen auf diesen Markt haben. Es wird erwartet, dass globale Megatrends wie Klimawandel, Digitalisierung und demografische Veränderungen das Interesse der Anleger an spezialisierten Sektoren steigern werden. Der Bericht identifiziert neue Energieinfrastrukturen, Rechenzentren und das Gesundheitswesen als besonders attraktive Sektoren für Investitionen. Diese Dynamik zusammen mit der zunehmenden Nachfrage nach ESG-Konformität eröffnet neue Möglichkeiten für Investitionen und Entwicklungen im Bereich von Batteriespeichern für erneuerbare Energien, Solarparks und Elektrofahrzeugen.

Fazit

Sebastian Zollinger von PwC Schweiz ist optimistisch gestimmt: „Die mittelfristigen Aussichten für den Immobilienmarkt sind deutlich positiv.“ Voraussetzung dafür sei jedoch eine Stabilisierung der Zinsen sowie eine Abnahme wirtschaftlicher Unsicherheiten. Angesichts des anhaltenden Trends zur Urbanisierung sowie technologischer und demografischer Veränderungen sehen Experten eine vielversprechende Zukunft für den Immobilienmarkt – insbesondere vor dem Hintergrund eines verstärkten Fokus von Nutzern und Investoren auf Gesundheit, Wohlbefinden und Nachhaltigkeit. Zollinger betont auch die Bedeutung einer gemeinsamen Zusammenarbeit, um Herausforderungen wie den Klimawandel anzugehen. Nur so könnten die Chancen dieser vielversprechenden Zukunft schnellstmöglich genutzt werden. 

Zurück zur Übersicht