In der neuesten Marktstudie der bulwiengesa AG wurde die Verwendung von Holz als Baustoff im Neubau genauer untersucht. Die Studie liefert interessante Erkenntnisse darüber, wie Holz als nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Baumaterialien eingesetzt werden kann. Im Fokus steht dabei die ökologische und wirtschaftliche Effizienz von Holzbauten. Die Ergebnisse zeigen auf, dass immer mehr Bauherren und Investoren das Potenzial von Holz erkennen und sich für eine umweltfreundlichere Bauweise entscheiden. Diese Entwicklung könnte einen signifikanten Einfluss auf den Baubereich haben und neue Möglichkeiten für zukunftsorientierte Projekte eröffnen.
Die Renaissance des Holzbaus: Eine nachhaltige Alternative im Bauwesen
Holz ist ein vielseitiger und alter Baustoff, der seit jeher von der Menschheit verwendet wird. Im 19. Jahrhundert erlebte der Holzbau seine Blütezeit mit dem Fachwerkhaus als prägendstem Element. Doch im 20. Jahrhundert wurden Mauerwerksbauten immer beliebter und ersetzten traditionelle Holzhäuser aufgrund ihrer vermeintlichen Stabilität und Langlebigkeit. Die strengeren Vorschriften dieser Zeit beschränkten den Einsatz von Holz zusätzlich. Erst in den 1970er Jahren kam es zu einem neuen Aufschwung für den Holzbau, als Baumethoden aus den USA nach Mitteleuropa eingeführt wurden. Die baurechtliche Zulassung von Brettsperrholz im Jahr 1998 revolutionierte die Bauindustrie und verstärkte den Einsatz von Holz im Bauwesen wieder. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Hochhaus „Skaio“ in Heilbronn, das 2019 aus Holz errichtet wurde. Politisch wird der verstärkte Einsatz von Holz im Bauwesen durch eine Initiative der Bundesregierung gefördert, um die klimagerechte und ressourceneffiziente Bauweise zu stärken. Diese Initiative umfasst auch Maßnahmen zur Förderung des Holzbaus und zur Gewährleistung gleicher Wettbewerbsbedingungen für verschiedene Baumaterialien. Ziel ist es, dass Holz als nachhaltiger Baustoff noch mehr Anerkennung findet und vermehrt eingesetzt wird.
Nutzungsdauer von Holz- und Massivbauten
Die Nutzungsdauer von Holzgebäuden wird oft als ein Grund gegen ihre Verwendung angeführt. Jedoch hat eine umfangreiche Studie, die im Jahr 2001 von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rug und Dipl.-Ing. Heidrun Held durchgeführt wurde, gezeigt, dass diese Bedenken unbegründet sind. In dieser Studie wurden Holzhäuser untersucht, die zwischen 1870 und 1945 errichtet wurden. Das Ergebnis war, dass fast alle der analysierten Gebäude entweder in einem sehr guten oder guten Bauzustand waren (99 %). Dies zeigt deutlich, dass Holzbauten auch über einen längeren Zeitraum hinweg gut erhalten bleiben können. Zusätzlich gibt es eine weitere Untersuchung der Universität Leipzig, welche besagt, dass moderne Holzhäuser seit dem Jahr 1985 mindestens 100 Jahre lang genutzt werden können. Es kann also festgestellt werden: Die Nutzungsdauer von Holzbauten beträgt mittlerweile etwa 80 bis sogar über 100 Jahre und ist somit vergleichbar mit herkömmlichen Massivbauten in Bezug auf Gesamtnutzungsdauer.
Holzbau im Vergleich zum Massivbau: Kosten und Vorteile
Aktuell ist der Holzbau im Vergleich zum Massivbau noch teurer, laut Angaben der KOALITION für HOLZBAU um 14 %. Dieser Kostenunterschied nimmt mit einer steigenden Anzahl an Geschossen sogar noch weiter zu. Es gibt verschiedene Gründe für die hohen Materialkosten im Holzbau. Einerseits besteht eine starke nationale und internationale Nachfrage nach Holz, was zu einem begrenzten Angebot führt und somit die Preise in die Höhe treibt. Andererseits sind auch Genehmigungs- und Zulassungsverfahren kosten treibend, da sie zusätzliche bürokratische Schritte erfordern. Trotz der höheren Kosten bietet der Holzbau jedoch einige Vorteile gegenüber dem Massivbau. Ein entscheidender Faktor ist die schnellere Bauzeit beim Einsatz von Holz als Baustoff. In diesem Zusammenhang kann das Beispiel der Stadt Wolfurt angeführt werden, wo ein Bauunternehmer zwei identische Häuser in unterschiedlichen Bauweisen errichtet hat. Das Gebäude in Holz-Hybrid-Bauweise war zwar teurer in der Produktion als das Haus in Massivbauweise, konnte jedoch aufgrund hoher Vorfertigung im Werk deutlich schneller fertiggestellt werden. Die Verwendung von vorgefertigten Elementen aus Holz ermöglicht es den Baufirmen, Zeit bei den eigentlichen Bauarbeiten vor Ort einzusparen. Dadurch kann die Gesamtbauzeit um etwa 30 bis 50 % verkürzt werden – ein großer Vorteil insbesondere bei zeitkritischen Projekten oder wenn eine schnelle Bezugsfertigkeit gewünscht wird.
Preisentwicklung von Baumaterialien
Die Materialien der Holzbaubranche haben in den vergangenen Jahren eine kontinuierliche und wenig sprunghafte Preisentwicklung gezeigt, was sie zu einer gut kalkulierbaren Option macht. Im Vergleich zu herkömmlichen Baustoffen sind die Preise für Konstruktionsteile aus Holz seit 2015 um etwa 40 % gestiegen, während vorgefertigte Gebäude aus Holz einen Anstieg von rund 66 % verzeichneten. Diese Wachstumsraten liegen deutlich unter denen der herkömmlichen Baustoffe. Besonders bemerkenswert ist der aktuelle Rückgang des Preises für gewerbliches Holz (gesägt und gehobelt) um 54 %. Dieser Rückgang trat im Mai 2022 auf und zeigt, sofern es keine unerwarteten Ereignisse geben wird, dass sich die Holzpreise wieder stabilisieren. Jedoch wird es wahrscheinlich nicht möglich sein, das Preisniveau vor der Corona-Pandemie wieder zu erreichen. Im Gegensatz dazu zeigen herkömmliche Baustoffe eine viel volatilere Preisentwicklung mit höheren Niveaus im Vergleich zu den Materialien der Holzbaubranche. In den letzten zwölf Monaten sank etwa der Preisindex von ca. 280 auf rund 170 Punkte bei diesen Baustoffen. Ein besonders drastischer Anstieg war bei Zement zu verzeichnen, mit einem Kostenanstieg von etwa 75 % seit dem Jahr 2015. Frischbeton hingegen hat sich um ungefähr 66 % verteuert.
Die steigende CO₂-Bepreisung und ihre Auswirkungen auf den Baubereich
Die steigende CO₂-Bepreisung wird voraussichtlich zu einer weiteren Kostensteigerung für konventionelle Baustoffe führen. Im Jahr 2021 betrug der CO₂-Preis 25 € pro Tonne und soll bis zum Jahr 2025 auf 55 € pro Tonne ansteigen. Ab dem Jahr 2026 wird der Preis mindestens bei 55 € pro Tonne liegen, aber möglicherweise auch bis zu 65 € pro Tonne betragen. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass sich bestimmte Materialien im Bau kostentechnisch mehr lohnen als andere. Ein Beispiel dafür ist Beton, ein sehr günstiger Baustoff, der jedoch eine schlechte CO₂-Bilanz aufweist (+550 kg CO₂ pro Kubikmeter). Mit der Erhöhung des CO₂-Preises wird Beton teurer werden. Auf der anderen Seite stehen Materialien wie Holz mit einer negativen CO₂-Bilanz (-600 kg CO₂ pro Kubikmeter), die im Laufe der Zeit den Kostenvorteil gegenüber Beton vergrößern sollten. Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen auf den Baubereich. Architekten und Bauherren müssen nun verstärkt darüber nachdenken, welche Materialien sie verwenden möchten und wie sich diese Entscheidungen langfristig auf die Kosten auswirken können. Es eröffnet auch neue Möglichkeiten für alternative Baumaterialien mit geringerem ökologischen Fußabdruck. Es ist wichtig anzumerken, dass es nicht nur um finanzielle Aspekte geht – die steigende CO₂-Bepreisung zielt darauf ab, den Klimawandel einzudämmen und den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Durch die Förderung umweltfreundlicherer Baustoffe können wir aktiv dazu beitragen, unsere Umweltbelastung zu verringern und eine nachhaltigere Zukunft für kommende Generationen zu schaffen.
Deutschland belegt den dritten Platz beim Holzvorrat in Europa
Die Wälder in Deutschland befinden sich größtenteils in privatem Besitz. Aufgrund ihrer regionalen Verteilung und historischen Entwicklungen sind die Privatwälder jedoch häufig klein strukturiert und zersplittert. Zudem gibt es erhebliche Unterschiede bei den Eigentümerstrukturen zwischen den verschiedenen Bundesländern. Traditionell wird der deutsche Wald nachhaltig bewirtschaftet, was bedeutet, dass nur so viel Holz geschlagen wird, wie auch wieder nachwächst. Dieses Prinzip der Vorratsnachhaltigkeit sorgt dafür, dass die Wälder langfristig erhalten bleiben können. Laut der letzten Kohlenstoffinventur aus dem Jahr 2017 konnte ein Anstieg des Holzvorrates um 6 % im Zeitraum von 2012 bis 2017 festgestellt werden. Damit belegt Deutschland den dritten Platz unter den europaweit größten Holzvorräten. Die Wälder in Deutschland bestehen zu etwa 55 % aus Nadelbaumarten und zu etwa 45 % aus Laubbaumarten. Der jährliche Holzeinschlag beläuft sich auf ca. 70 bis 80 Millionen Festmeter pro Jahr, wobei drei Viertel davon auf Nadelholz entfallen und weniger als 5 % auf Eichenholz entfallen. Von dem eingeschlagenen Nadelholz werden zwei Drittel für die Säge- und Holzwerkstoffindustrie verwendet, während beim Laubholz gleiche Anteile sowohl für energetische Zwecke als auch für andere Verwendungszwecke genutzt werden. Eine aktuelle Herausforderung sowie eine zukünftige Aufgabe für die deutschen Wälder besteht in der Erhöhung ihrer Klimaresilienz. Eine Lösung hierfür liegt darin, vermehrt Laubbaumarten anzupflanzen und einen ausgewogenen Mischwald zu schaffen. Denn auch das Laubholz kann eine wichtige Rolle in der Bauwirtschaft spielen. Angesichts vieler privater Waldbesitzer könnten gezielte Fördermaßnahmen ein relevanter Baustein bei der Aufforstung sein. Durch solche Maßnahmen könnte nicht nur der deutsche Holzvorrat weiter steigen, sondern auch eine Umverteilung des wirtschaftlichen Nutzens verschiedener Baumarten erfolgen sowie eine ausgewogene Bepflanzung mit verschiedenen Baumarten gefördert werden. Dies wiederum bildet das wesentliche Fundament für den nachhaltigen und klimaschonenden Holzbau, welcher sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bietet.
Nachhaltigkeit als Hauptargument für Holzbauweise
Zusätzlich hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, mindestens drei Argumente für und gegen den Einsatz von Holz im Bauwesen anzugeben. Diese Aussagen basieren auf subjektiven Meinungen. Zur Auswertung wurden die abgegebenen Antworten in zehn Oberbegriffe eingeteilt und zusammengefasst. Das stärkste Argument für den Holzbau ist, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist und somit die Nachhaltigkeit von Immobilien fördert. Jeder fünfte Teilnehmer nannte dieses Argument. An zweiter Stelle steht das Argument, dass der Einsatz von Holz eine bessere CO₂-Bilanz ermöglicht und dadurch dem Klimaschutzziel des Pariser Abkommens gerecht wird, das eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad vorsieht. Beide Aspekte sind eng mit dem Mega-Trend ESG verbunden, der insbesondere für institutionelle Investoren sehr wichtig ist. Auf Platz drei und vier rangieren die Argumente, dass Projekte im Holzbau schneller umgesetzt werden können und einen höheren Vorfertigungsgrad haben als herkömmliche Bauweisen. Dadurch werden Prozesse beschleunigt, Kosten gespart und Risiken auf der Baustelle reduziert. Zudem wurde von vielen Teilnehmenden genannt, dass sie sich auch durch ESG-Anforderungen wie Taxonomie oder Offenlegungsverordnung zum Einsatz von Holz im Bau motiviert fühlen. Weitere positive Aspekte des Holzbaus sind der erhöhte Wohlfühlfaktor sowie das ansprechende Erscheinungsbild solcher Gebäude. Momentan spielen die Themen Cradle-to-Cradle/Kreislaufwirtschaft und das geringere Gewicht von Holz, insbesondere bei Dachgeschossaufbauten, eine eher untergeordnete Rolle. Insgesamt zeigt sich deutlich, dass der Einsatz von Holz im Bauwesen zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Neben ökologischen Aspekten wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz punktet der Holzbau auch durch Effizienzsteigerung in den Bauprozessen sowie gesteigerten Komfort für die Bewohner.
Gegenargumente Holzbau: Höhere Kosten, begrenzte Kapazität und Akzeptanz
Ein häufiges Gegenargument gegen den Holzbau ist der höhere Kostenfaktor im Vergleich zu anderen Baumaterialien. Viele Menschen sind besorgt, dass Holz teurer sein könnte als Beton oder Stahl. Es gibt jedoch preiswerte Alternativen wie Schnittholz oder Verbundwerkstoffe aus Holzfaserplatten. Ein weiteres Gegenargument ist die begrenzte Kapazität bei Planern und Bauunternehmen sowie das Fehlen qualifizierter Fachkräfte für den Holzbau. Dies führt dazu, dass potenzielle Kunden sich Sorgen machen, ob sie jemanden finden können, der ihre holzbaulichen Projekte umsetzen kann. Die höheren Anforderungen in der Planungsphase und im Genehmigungsverfahren werden ebenfalls oft genannt. Der Holzbau erfordert mehr Aufwand, um sicherzustellen, dass alle baurechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Es wird auch kritisiert, dass Holz eine kürzere Lebensdauer und eine schlechtere Materialqualität hat. Diese Bedenken hängen oft mit einem fehlenden Verständnis für moderne Behandlungsverfahren von Holz zusammen. Weitere Gegenargumente beziehen sich auf den hohen Holzverbrauch und die begrenzte Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigem Bauholz sowie den geringeren Brandschutz und Schallschutz beim Einsatz von Holz im Vergleich zu anderen Baumaterialien. Einige Befragte nennen auch die geringere Akzeptanz seitens Investoren und Nutzern als Gegenargument. Es gibt Vorurteile und ein gewisses Stigma gegenüber dem Holzbau. Trotz dieser Gegenargumente hat sich der Holzbau weiterentwickelt und moderne Technologien ermöglichen es, diese Bedenken weitgehend auszugleichen. Der Holzbau bietet ökologische Vorteile wie CO₂-Speicherung und ein angenehmes Raumklima.
Fazit
Die Marktstudie der bulwiengesa AG hat gezeigt, dass Holz nicht nur klimafreundlich ist, sondern auch große Potenziale für innovative und nachhaltige Bauweisen bietet. Es ist an der Zeit, dass die Baubranche wieder vermehrt auf Holz setzt und von den zahlreichen Vorteilen dieses Baustoffs profitiert.
Durch den verstärkten Einsatz von Holz können wir einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten und gleichzeitig neue Wege in der Bauindustrie gehen. Die natürlichen Eigenschaften des Holzes ermöglichen es, energieeffiziente und ressourcenschonende Gebäude zu errichten. Zudem bietet Holz eine hohe Gestaltungsfreiheit und schafft eine angenehme Atmosphäre in den Räumlichkeiten. Verumvest arbeitet daran, die Zukunft mitzugestalten. Helfen Sie uns, wir stehen jedem Austausch offen gegenüber.
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